Strumpfbandnattern ... die Gattung Thamnophis aus der Familie Culubridae in der Ordnung Squamata

 

   
Portrait einer Thamnophis cyrtopsis © Udo Karkos Obwohl die ersten nordamerikanischen Vertreter dieser Wassernattern ( Narticinae ) bereits im 18. Jahrhundert von Lennaeus als eigene Arten beschrieben wurden, erfolgte die Definition der Gattung erst 1834 durch den Östereicher Leopold Fitzinger. Heute werden bis 39 Arten in über siebzig Unterarten von Strumpfband- und Bändernattern zur Gattung Thamnophis gezählt. Das Bild von der Strumpfbandnatter als Anfängerschlange in der Terraristik hat sich seit Gründung der EGSA (European Gartersnake Association) im Jahre 1996 zu einer differentierteren Sicht, dieser nicht nur für die Wissenschaft interessanten Gattung, gewandelt. Die ovoviviparen (eierlebendgebährenden) Strumpfbandnattern besiedeln fast die gesamte nördliche Hemisphäre der neuen Welt und haben sich ein weites Spektrum von Habitaten und Nischen erschlossen. Während eine Reihe von Arten durch Biotopzerströrung massiv bedroht sind haben sich andere zu Kulturfolgern entwickelt. Sie kommen von den Küsten bis in fast 4000 m Höhe vor und besiedeln Sümpfe, Gewässerufer, Wälder und Marschen. Einige Thamnophinii sind ausgesprochene Nahrungsspezialisten für Würmer, Schnecken oder Amphibien, andere wiederum sind Oportunisten, die bis hin zu Kücken und Reptilien alles fressen, was sie an Beute überwältigen können.
Die meisten Spezies der Strumpbandnattern werden bis zu 120 cm lang, zeigen einen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus (die Weibchen werden deutlich länger und schwerer), sind tagaktiv, leicht an totes, getautes Futter zu gewöhnen, haben ein reichhaltiges Verhaltensspektrum mit teilweise spektakulärer Balz und sind so häufig in Schulvivarien zu bewundern jedoch nur selten im Zoo.
Die Übersetzng des Gattungsnamens Thamnophis bedeutet eigentlich "Buschschlange", was sich wohl vom Paarungsverhalten nördlicher Populationen ableitet, bei dem ganze Käuel von Männchen um einzele in Büsche geflüchtete Weibchen versammeln. Sowohl die Englische Bezeichnung, Garter Snake als auch der Deutsche Name Strumpfbandnattern leitet sich von der am weitetsten verbreiteten Art Thamnophis sirtalis ab. Da je nach Habitat und Region verschiedene Arten oder Unterarten die gewöhnlichste Strumpfbandnatter stellen, wandel sich in letzter Zeit der Name "Gewöhliche Strumpfbandnatter" für die Unterart Thamnophis sirtalis sitalis allmählich zu "Östliche Strumpfbandnatter".Einmal davon abgesehen, dass die Arten und Unterarten wiederum in zahlreichen Farbvarianten und Lokalformen unterschieden werden können, entspräche allein die Verbreitung in Nord- Süd Richtung übertragen auf Europa und Afrika einer Verbreitung von Oslo im Norden bis nach Guinea, Nigeria oder Äthiopien im Süden. In Ost- West Richtung erstreckt sich das Verbreitungsgebiet von Küste zu Küste. Damit ist Ihr Verbreitungsgebiet größer und vielfältiger als das der Gattung Natrix in Eurasien und Nordafrika. Florida Blue, eine besondere Lokalvariante der Östlichen Strumpfbandnatter © Udo Karkos
rödliche Wildfang Thamnophis oridoides © Udo Karkos Dass in solch einem Gebiet Anpassungen an verschiedene Klimate, Habitate Prädatoren und Beuteressourcen erforderlich ist, erscheint offensichtlich. Obwohl in Europa nur vergleichsweise wenige Arten / Unterarten verfügbar sind, sind bei der Haltung verschiedener Species leicht die Unterschiede zu erkennen. Wärmebedarf, Badebedürfnis, Futteraufnahme, Aktivitätszeiten und Jahresrhythmus weichen zum Teil stark voneinander ab. Zusätzlich sind deutliche Unterschiede in Aktivität, Neugierde, Fluchtbereitschaft und Abwehrverhalten erkennbar.
Generell scheinen fast alle Vertreter der Gattung sehr anpassungsfähig zu sein und können so Fehlhaltungen in erheblichem Umfang tolerieren. Dies hat sicherlich zu einer Vereinheitlichung der vermeintlichen Haltungsansprüche beigetragen. Eine sichere Beurteilung der Haltungsbedingungen ist äußerst schwierig, da sich die Tiere auch in einem subobtimalen Umfeld erfolgreich vermehren und auch die Lebensdauer, wenn sie denn dokumentiert wird, von vielen Faktoren abhängig ist. Selbst eine Orientierung an Klimadaten und Beobachtungen aus den Verbreitungsgebieten ist nicht immer hilfreich, da die Tiere in der Natur Schwankungen in den Umweltbedingungen durch Wanderung und Anpassung von Aktivitätszeiten auszugleichen vermögen. Darüber hinaus besetzten die Arten in extremen Klimaregionen spezielle Habitate. Parietalis - Tetrataenia Mischling © Udo Karkos
 Thamnophis atratus Jungtier © Udo Karkos Ein reger Austausch über Haltungserfolge und -misserfolge zwischen den verschiedenen Züchtern ist darum ebenso wichtig wie die intensive Beobachtung gehaltener Tiere. Dem Ruf als "Idealtiere" für Anfänger werden sicher nur Tiere einzelner Unterarten gerecht. Die meisten Arten verlangen vom Pfleger ein umfangreiches Fachwissen und Haltungserfahrung. Besonders die Pflege der selteneren Arten wird zusätzlich durch eine meist schleichende Inzuchtdepression erschwert, da alle Nachkommen einer meist kleinen Ausgangsgruppe immer wieder zur Zucht herangezogen werden, Herkunft und Verwandschaftsgrad angebotener Tiere unvollständig oder gar nicht bekannt sind und eine Selektion nach Vitalität nicht stattfindet.
Leider wird nach wie vor der überwiegende Teil der im Handel angebotenen Tiere durch Wildtiere gedeckt, während gleichzeitig für indiviuenschwache Gefangenschaftpopulationen keine neuen Tiere zur Auffrischung des Genpools bereitstehen. Dabei wechselt in den vergangenen Jahren von Saison zu Saison die Art aus deren Beständen der Hauptanteil des Angebotes stammt. Zusätzlich führt die Vereinheitlichung in der Literatur häufig zu Falschbezeichnungen der Tiere im Handel. So werden zum Beispiel fast alle Tiere mit blauen Färbungselementen als Th.s.similis angeboten, da sich diese besonderer Beliebtheit erfreut, obwohl bekannt ist, dass diese Unterart fast nie in den Handel gelangt und die typischen Merkmale und Unterschiede zu ähnlich gezeichneten Arten bereits in der Fachpresse diskutiert wurden. Solange der Wildfang die wirtschaftliche Gefangenschaftsnachzucht verhindert, ist eine deutliche Änderung dieser Situation nicht zu erwarten. Thamnohpis sirtalis parietalis © Udo Karkos
   


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